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WAZ: Klimaschutz rechnet sich auch Energie regiert die Welt - Kommentar von Jürgen Polzin

Essen (ots)

Der große Irrtum in der Diskussion um die
Neuausrichtung der Energiepolitik ist der Glaube, Klimaschutz sei 
dabei nur eine Option. Etwas, das man tun oder lassen kann. Ein 
Schräubchen, mit dem sich nachjustieren ließe: Tut uns leid, die 
deutsche Industrie muss in den nächsten Jahren im Klimaschutz ein 
bisschen kürzer treten, weil wir sonst unseren zarten 
wirtschaftlichen Aufschwung gefährden. Unter Ökonomen hat es sich 
doch längst herumgesprochen: Es ist das Nichthandeln im Klimaschutz, 
das künftig Wachstum abwürgen und Arbeitsplätze vernichten könnte. 
Denn die erwarteten volkswirtschaftlichen Schäden durch einen 
ungebremsten Klimawandel würden um ein Vielfaches höher liegen als 
die Kosten für frühzeitiges Handeln.
Worüber beklagen sich nun Gewerkschaften und Energieversorger? 
Der europaweite Handel mit CO2-Lizenzen, das derzeit wohl wirksamste 
Instrument im Klimaschutz, werde Energie noch teurer machen, werde 
den Industriestandort NRW gefährden. Wohlstandskiller Klimaschutz? 
Steigen wird der Preis doch für besonders klimaschädlich erzeugten 
Strom (etwa aus der Braunkohle). Genau das aber ist der Sinn des 
Emissionshandels, der Klimaschutz dort bezahlbar macht, wo er am 
dringendsten nötig ist. Ein Markt ohne Verknappung der CO2-Lizenzen 
aber funktioniert nicht.
Natürlich kostet Klimaschutz. Deutschland wird es härter treffen 
als andere EU-Länder. Deutschland ist in Europa der mit Abstand 
größte Produzent von Klimagasen. Sicherlich wird das Energieland 
Nordrhein-Westfalen vom Emissionshandel stärker berührt als andere 
Bundesländer. NRW allein stößt pro Jahr mehr CO2 aus als einzelne 
EU-Mitgliedsländer.
Deutschland aber muss handeln, denn energiepolitisch steht das 
Land vor einer Weichenstellung. Während der Energiebedarf steigt, 
werden Öl und Gas knapper oder liegen in politisch instabilen 
Gebieten, sollen Atomkraftwerke ersetzt, erneuerbare Energien 
ausgebaut und noch drastischere Klimaschutzziele erreicht werden. 
Dazu aber bleibt kaum Zeit. In den kommenden Jahren müssen die 
Versorger den Großteil ihrer Kohlemeiler modernisieren. Jetzt, nicht 
morgen, werden Milliarden schwere Entscheidungen getroffen, die 
Deutschlands Energieversorgung über Jahrzehnte zementieren.
Um diesen Energiemix der Zukunft findet nun ein Verteilungskampf 
statt. Wohin geht die Reise am Ende des fossilen Zeitalters? Wer 
diesen Weg weiß, macht sein Land zukunftssicher. Denn Energie regiert
die Welt.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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