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WAZ: Kofi Annan tritt nach 10 Jahren ab: Verlegenheitskandidat störte immer mehr - Leitartikel con Hendrik Groth

Essen (ots)

Gesucht wurde Mitte der 90er Jahre ein
Verlegenheitskandidat, jemand ohne politisches Profil, leicht 
auszurechnen und deshalb gut zu dirigieren. Gefunden wurde der 
Ghanaer Kofi Annan. Die USA drückten seine Kandidatur für den Posten 
des UN-Generalsekretärs mit dem Einfluss einer globalen Supermacht 
durch. Annans Vorgänger Boutros Boutros-Ghali war den Amerikanern 
aufgrund seiner Fehler in Somalia und Ruanda vordergründig ein Dorn 
im Auge. Mit einem Veto im Sicherheitsrat verhinderten sie eine 
zweite Amtszeit des Ägypters.
Hinter den Kulissen ging die damalige US-Politikerin Madeleine 
Albright Boutros-Ghali massiv an. Er handele zu selbstständig, sei zu
sehr Politiker und zu wenig Diplomat und widersetze sich auch noch 
den Wünschen der USA. Gegen solche Spielregeln verstößt man nicht. 
Annan schien deshalb der perfekte Mann zu sein. Ein Karrierediplomat,
der sich durch die Ebenen der Weltorganisation durchgearbeitet hatte.
Während sich der Afrikaner in der ersten Amtszeit auf das 
Repräsentieren beschränkte, wurde er nach seiner Wiederwahl politisch
aktiv. Er widersprach US-Präsident Bush, bekämpfte die Angriffspläne 
und den folgenden Krieg gegen den Irak. Für die USA ein Affront. 
Konservative machten mobil, versuchten den Generalsekretär persönlich
für Korruption im Zusammenhang mit dem Öl für Lebensmittel-Programm 
für den Irak verantwortlich zu machen. Die UNO wurde zur Zielscheibe.
Überbordende Bürokratie, gepaart mit Ineffizienz waren Stichworte, 
mit denen die US-Regierung die Finanzierung der Vereinten Nationen 
infrage stellte.
Das von hoher Integrität gekennzeichnete Auftreten Annans und 
auch die Verleihung des Friedensnobelpreises übertünchen, dass die 
dringend notwendige Reform der Weltorganisation gescheitert ist. Die 
Hilflosigkeit beim seit Jahren stattfindenden Völkermord in Darfur 
ist Beleg dafür. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Zynisch mag man 
die UN-Verantwortlichen beglückwünschen, dass dank der ideologischen 
und letztendlich gescheiterten US-Außenpolitik unter Bush 
international von gravierenden Fehlern der UNO abgelenkt wurde.
Für den künftigen UN-Generalsekretär Ban Ki Moon heißt das, dass 
es nicht möglich ist, mediengerecht eine gemeinsame Politik der 192 
Mitgliedsstaaten zu formulieren. Kleine Schritte sind nötig. Der 
Südkoreaner muss tatsächlich mehr Diplomat sein, als es Kofi Annan in
den vergangenen Jahren war. Boutros-Ghali lässt grüßen.

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