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WAZ: Energiepolitik: Obacht vor der Nebenregierung - Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Warum eigentlich sollte sich der russische
Gazprom-Konzern nicht an dem Börsengang der neuen RAG beteiligen? Aus
ökonomischer Sicht gibt es da nichts zu kritisieren, im Gegenteil. In
aller Welt hat ein Rattenrennen um die Energie-Ressourcen begonnen, 
die USA sichern sich Zugänge zu Öl und Gas, China hat sich für 100 
Milliarden Dollar der iranischen Ölförderung versichert. Wer auch 
immer in der Chefetage eines Energie-Konzerns sitzt und sich keine 
Gedanken über den Zugang zu den Ressourcen machte, hätte seinen Job 
verfehlt.
Das Problem fängt da an, wo es politisch wird. Und die 
strategischen Interessen in der Energiepolitik sind natürlich immer 
Sache der Politik. Die allerdings ist in Deutschland, auch das darf 
man Konzernführern nicht vorwerfen, alles andere als vernünftig und 
zielführend. Wer allerhand Energiegipfel abhält, sich aber aus 
Gründen der Koalitionsräson um die entscheidende Frage (auch in 
Hinsicht auf die hochgesteckten Ziele für die Einsparung von 
Klimagasen) nach der Verlängerung der Laufzeiten für die 
Atomkraftwerke herumdrückt, darf sich nicht wundern, wenn er 
zunehmend sehen muss, dass andere Akteure Fakten schaffen.
Allerdings ist längst nicht alles erlaubt, was Geschäft 
verspricht. Und inzwischen hat die Bundeskanzlerin ernsten Grund zur 
Sorge. Es ist im Lande ein industrie-politischer Komplex gewachsen, 
der sich zunehmend in der Art russischer Potentaten nicht nur über 
einen anständigen Stil, sondern auch eingeübte politische 
Gepflogenheiten hinwegsetzt. Es kann einen schon der Verdacht 
beschleichen, hier sei eine energiepolitische Nebenregierung am 
Werke.
Man erinnere sich nur an den befremdlichen Vorgang, als das Haus 
des damaligen Bundeswirtschaftsministers Werner Müller das Veto des 
Kartellamtes gegen einen Ringtausch besonderer Art kassierte: Die 
RAG-Beteiligung Ruhrgas ging an Eon, die Eon-Beteiligung Degussa an 
RAG - gegen den Widerstand der Wettbewerbshüter. So und nicht anders 
wurde der Nukleus für die neue RAG geboren. Müller, der Vertraute des
Ex-Kanzlers Gerhard Schröder, steht an der Spitze des Profiteurs der 
damaligen Entscheidung, sein damaliger Staatssekretär Alfred Tacke, 
der den Ministerentscheid exekutierte, führt die RAG-Tochter Steag. 
Und Schröder hat einen Posten bei der Gazprom-Pipeline, an der auch 
Eon mitwerkelt. Wer mit solcher Chuzpe vorgeht, der vergisst zuweilen
auch, dass er nicht gewählt, sondern bloß angestellt ist.

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