OZ: Kommentar zu Gesundheit
Krankenkassen
Osnabrück (ots)
Finger in der Wunde
Der Ärzteverband Hartmannbund hat den Finger in die Wunde gelegt. Denn längst werden Gesundheitsleistungen rationiert - jedoch oft heimlich und in ethischen Grauzonen. Und es ist wohl die Ausnahme, wenn ein kaufmännischer Direktor eines Krankenhauses Folgendes ganz öffentlich verkündet: dass er die Ärzte seiner Klinik zwingen will, ihre medizinischen Möglichkeiten mit den kaufmännischen in Deckung zu bringen.
Fortschritte in der Medizin, an sich ein Grund zur Freude, werden die Kosten-Nutzen-Debatten in den kommenden Jahren verschärfen. Und Ärzte in Einzelfällen vor verflixt schwierige Entscheidungen stellen. Sollen sie zum Beispiel bei einer Patientin eine 60000 Euro teure Therapie befürworten, die ihr Leben um vermutlich drei, vier Monate verlängert? Solche Fragen werden zunehmen, und Fachleute halten eine Rationierung von Gesundheitsleistungen für unumgänglich. Nötig ist aber, dass über gerechte Kriterien offen und ehrlich gesprochen wird.
Als JU-Chef Philipp Missfelder 2003 Altersgrenzen bei Hüftoperationen forderte, folgte ein Aufschrei der Entrüstung. Sicher ist er mit zu wenig Fingerspitzengefühl vorgegangen, und das Alter allein darf nicht den Ausschlag geben. Wenn aber Politiker das Thema einfach vom Tisch wischen wollen und es für überflüssig halten, ist das grundfalsch, ja gefährlich.
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