Neue OZ: Kommentar zu Indien
Terrorismus
Osnabrück (ots)
Wie die Bilder, so das Denken
Häuserkampf im Luxushotel - das aus dem seichten Fernseh-Nachtprogramm Bekannte ist im indischen Bombay brutalste Wirklichkeit geworden. Und zugleich eine Standortbestimmung für den islamistischen Terrorismus. Denn geradezu perfekt passt dieses Szenario zur Ideologie der Täter. Schließlich nehmen diese Verblendeten für sich in Anspruch, sie bekämpften unter Opferung des eigenen Lebens die Diener des Götzen Mammon - Banker, Geschäftsleute, Touristen - am liebsten in dessen Tempeln: jetzt in Bombays Top-Hotels, zuletzt im Marriot-Hotel der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, weiland im World Trade Center zu New York.
Dieses Gedankengut und die Bilder von den Verbrechen bilden zusammen einen ebenso furcht- wie fruchtbaren Nährboden. Was er hervorbringt, lässt sich wiederum in Bombay erkennen: Anders als früher erscheint die von Indien behauptete Verbindung der Angreifer nach Pakistan nicht mehr als Voraussetzung für die Tat. Weltweit kommen die Täter immer häufiger aus der heimischen Gesellschaft. Dort docken sie mit ihrer Ideologie verblüffend leicht an die jeweiligen Konflikte, Spannungen, gefühlten Benachteiligungen an. Das macht diese Form von Terrorismus so flexibel und ist ein Grund, warum sehr viele Gesellschaften noch lange damit werden leben müssen. Ein Grund, sich dem Terror mutlos zu ergeben, ist das aber nicht.
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