Neue OZ: Kommentar zu Fritzl
Osnabrück (ots)
Das Leben genommen
Lebenslänglich: das Urteil gegen den grausamen Inzestvater Josef Fritzl erfüllt auch nicht direkt Beteiligte mit Genugtuung. Obwohl letztlich allein der Tod des kleinen Michael das Verhängen der Höchststrafe zuließ - auch seinen übrigen Opfern, vor allem der Tochter Elisabeth, hat dieser Mann das Leben genommen, wenigstens Teile davon. Jedes andere Strafmaß wäre nicht angemessen gewesen.
Nun ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Fritzl je wieder einen Fuß in die Freiheit setzen wird. Wer wollte dies bedauern. Man muss ihn nicht "Monster" nennen, um vor einem solch hochgradig gestörten, von Machtfantasien und Gewalttätigkeit durchdrungenen Menschen nichts als Abscheu zu empfinden. Seiner Familie mag die Verurteilung nun ein kleines Stück Frieden geben - auch wenn die Qual der Misshandlung ihr Leben lang nachwirken wird.
Nach nur vier Prozesstagen hat das Landesgericht in St. Pölten entschieden und dabei seinen Teil zur Aufarbeitung des schrecklichen Geschehens in der Ybbsstraße in Amstetten geleistet. Eine Frage aber wurde nicht beantwortet: Wie konnte ein scheinbar wohlanständiger Bürger 24 Jahre lang von der Öffentlichkeit, ja selbst von der eigenen Ehefrau unbemerkt ein derartiges Doppelleben führen? Wenn es eine Lehre aus diesem Fall gibt, ist es die, besser hinzusehen, was der Mitmensch macht und wie es ihm geht. Dies hat nichts mit Blockwartmentalität zu tun. Es kann Leben retten.
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