Neue OZ: Kommentar zu Günter Grass
Osnabrück (ots)
Als "Trommler" ging er politischen Reformen einst voraus. Inzwischen ist Günter Grass eher hintendran und ziemlich aus dem Takt. Der Rhythmus des Fortschritts funktioniert längst ohne einen selbst ernannten Schrittmacher, der stur in die falsche Richtung marschiert. Soll sich die SPD den Wahlkämpfer Grass überhaupt noch wünschen? Eher nicht. Seine Ankündigung, im Osten auch Wahlkampfreden halten zu wollen, muss für die Genossen wie eine Drohung klingen.
Dabei ist es einem Schriftsteller erlaubt, mit seiner Zeit nicht einverstanden zu sein. Grundsatzkritik gehört zu seinem Metier. Entsprechend ist Grass um harsche Einwürfe niemals verlegen. Sein Fehler: Er verwechselt die Kritik eines Schriftstellers mit dem besseren Regierungsprogramm. In den Jahren des politischen Engagements hat er jedes Gefühl für eine allemal angebrachte Distanz verloren und ist längst zu einem der Rechthaber verhärtet, die zu bekämpfen er einst angetreten ist.
Für seine aktuelle Lesereise ist nur eines zu wünschen - dass wir Grass als Verständigen erleben und nicht als einen Autor, der sich selbst demontiert.
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