Neue OZ: Kommentar zu Frankreich
Literatur
Osnabrück (ots)
Wohin driftet die Nation der kritischen Geister?
Maulkörbe für Schriftsteller in der Nation des "J'accuse"? Paris erlebt gerade eine für französische Verhältnisse geisterhafte Debatte. Voltaire prägte die Figur des engagierten, also streitbaren Literaten, Emile Zola brachte mit seiner berühmten Anklageschrift "J'accuse" die Dreyfus-Affaire in Gang, Jean-Paul Sartre provozierte mit scharfer Zeitkritik. Und nun reicht ein einzelner Abgeordneter, um einer preisgekrönten Autorin den Mund verbieten zu lassen? Unglaublich.
Der Vorgang zeugt nicht nur von mangelndem Respekt in einer offenbar reichlich vergröberten Debattenkultur, er verrät auch erstaunliche Entfremdung vom Kern nationaler Kulturidentität. In welche Richtung driftet das Frankreich Sarkozys?
Dabei ist die Zeit für ein neuerliches "J'accuse" gekommen. Der selbstherrliche Stil des Präsidenten, der Familienangehörige in hohe Positionen zu heben versucht, die mangelhafte Integration von Immigranten, die brisante Lage in den Vorstädten: Stoff genug gibt es. Kritische Autoren sind wieder gefragt. Deren Wortmeldungen haben Geschichte gemacht - gerade in Frankreich.
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