Neue OZ: Kommentar zu Bundespräsident
Osnabrück (ots)
Mit tiefen Kratzern ins neue Amt
Geschafft. Aber wie. Christian Wulff hat mit tiefen Kratzern den Gipfel der repräsentativen Macht in Deutschland erklommen. Zweimal ließen Abweichler aus den Reihen der Koalition den ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten in der Bundesversammlung alt aussehen. Erst als die Messlatte deutlich niedriger gelegt wurde und die einfache Mehrheit reichte, klappte es. Statt ein schweres S-Springen als strahlender Sieger zu beenden, reichte es für den Niedersachsen gerade mal zur goldenen Schleife im einfachen E-Springen.
Ein Sieg galt bei der Bundespräsidentenwahl als Ziel. Das hat Wulff erreicht. Im wahren Leben würde der Reiter jetzt die Suche nach einem neuen Pferd beginnen. Aber in der Politik gelten andere Regeln. Vor allem Wulff - war nur der in Marsch gesetzte Jockey, der einen leichten Sieg einfahren sollte. Der Schwarze Peter liegt bei Kanzlerin Angela Merkel. Die beiden Abstimmungsniederlagen sind die bittere Quittung für ihren einsamen, ausschließlich machtpolitisch begründeten Vorschlag, Wulff in Position zu bringen. Das brave Abnicken dieser Personalie durch die CSU- und FDP-Spitze übertünchte kurzzeitig den zerrissenen Zustand der Koalition und suggerierte eine starke Führung.
Deutschland hat einen neuen Bundespräsidenten. Die Chance, Präsident aller Deutschen zu werden, liegt in der Hand eines Osnabrückers. Der 51-Jährige kann seinen Ankündigungen jetzt Taten folgen lassen. Das politische Deutschland aber steht vor einer Zäsur. Wer hätte sich träumen lassen, dass das neue Staatsoberhaupt quasi mit Duldung der Linken ins Amt gelangt? Jetzt werden Messer gewetzt und Opfer gesucht. Die Chance der Koalition, ein Zeichen der Geschlossenheit zu senden, wurde leichtfertig vertan.
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