Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen
Schlecker
Osnabrück (ots)
Zwang zum Kurswechsel
Anton Schlecker gehört zu den erfolgreichsten deutschen Unternehmern der Nachkriegszeit. In weniger als vier Jahrzehnten hat der gelernte Metzgermeister Europa mit einem Netz von 14 000 Discounter-Filialen überzogen. Eine beeindruckende Leistung. Bis in die jüngste Vergangenheit wuchs dieses Netz jedes Jahr explosionsartig. Das Konzept: geringe Kosten, günstige Preise. Das spürten auch Tausende Beschäftigte. Schlecker gilt insbesondere unter den Gewerkschaften als Unternehmen, das dem Kostendruck die Interessen seiner Beschäftigten unterordnet. Das prägte das Bild in der Öffentlichkeit.
Anton Schlecker nahm die öffentlichen Schmährufe bisher gelassen. Sein Geschäftsmodell funktionierte. Günstige Ware war den Kunden wichtiger als Beschwerden über Löhne und Arbeitsbedingungen seiner Beschäftigten. Der Konzern scheint aber mittlerweile an die Grenzen seiner Ausdehnung gestoßen zu sein - zumindest in Deutschland. Dass Hunderte Filialen geschlossen werden müssen, dürfte den erfolgsverwöhnten Unternehmer schmerzen. Und es zwingt ihn beim Kampf um die Kunden zum Kurswechsel. Denn noch nie war das Ringen der Discounter um Marktanteile so hart wie jetzt. Schlecker will raus aus den Negativ-Schlagzeilen. Das Bild vom Konzern ohne soziales Gewissen schwächt den erfolgsverwöhnten Discounter offensichtlich mehr, als er sich im Wettbewerb erlauben kann.
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