Neue OZ: Kommentar zu Polen
Osnabrück (ots)
Der Westen lockt nicht mehr jeden
Spargelfreunde müssen sich dieses Jahr in Geduld üben. Ostern ist erst Ende April, und vorher wird das beliebte Frühlingsgemüse teuer sein, selbst wenn es kräftig sprießen sollte. Denn sein Preis richtet sich weniger nach der vorhandenen Menge auf den Feldern, sondern viel stärker nach dem Angebot an bezahlbaren Erntehelfern.
Die kommen fast nur aus EU-Beitrittsländern, besonders aus Polen. Und dort ist es Tradition, Ostern und die Vorbereitungszeit auf das wichtigste katholische Fest in der Familie zu Hause zu verbringen. Gewiss: Die Verlockungen des Westens mit deutlich besseren Verdienstmöglichkeiten haben seit dem EU-Beitritt viele Polen zum Arbeiten nach Deutschland und in andere Staaten der Europäischen Union gelockt. Und am 1. Mai fallen die letzten Beschränkungen für Bürger der jungen EU-Staaten, auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Gut möglich, dass dann der Spargel billiger wird.
Dass gebildete Polen dagegen nach Hause zurückkehren, weil sich dort ihre Chancen zusehends verbessern, kann Europa nur nützen. Mit einem lukrativen Job lässt es sich in Krakau oder Breslau prima leben. Dass Polens Wirtschaft floriert, zeigt sich auch an der Stärke seiner Währung. Binnen zweier Jahre hat der Zloty gegenüber dem Euro ein Fünftel an Wert gewonnen. Das erleichtert die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur, die Polen dringend braucht. Und es weckt Hoffnung, dass das Land ein solider Euro-Partner wird.
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