Neue OZ: Kommentar zu Lokführer-Streik
Osnabrück (ots)
Falscher Absender
Die Kritik ist richtig, sie kommt nur vom falschen Absender: Wenn Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt der Spartengewerkschaft GDL Machtmissbrauch vorwirft, trifft er den Nagel auf den Kopf.
Die Lokführer sitzen an einer Schaltstelle der deutschen Wirtschaft. Verweigern ein paar Tausend Bahner die Arbeit, steht das Land still: Pendler kommen nicht zur Arbeit und Güter nicht ans Ziel. Kaum eine Berufsgruppe spielt ihre Macht so rücksichtslos aus. Die Lokführer gefährden mit ihrer Scheuklappen-Mentalität die Arbeitsplätze anderer.
Deshalb wird es höchste Zeit, dass die GDL unter den Mantel der Bahnergewerkschaft EVG schlüpft. Dort könnte sie weiter für ihre Rechte kämpfen, müsste aber zumindest Rücksicht auf andere Bahn-Kollegen nehmen. Der Hundt'sche Vorwurf vom Missbrauch des Streikrechts kann deshalb nur unterstrichen werden.
Allerdings: Die Kritik aus dem Munde des Arbeitgeberpräsidenten ruft die immer gleichen Reflexe hervor. Donnernde Zustimmung aus den Reihen der Arbeitgeber und Verachtung von der Gewerkschaftsseite - ohne Rücksicht auf Inhalte. Hundt ist selbst Partei. Genau das macht ihn im gegnerischen Lager unglaubwürdig.
Nach jahrzehntelangen Tarifauseinandersetzungen sind Rede und Gegenrede zum Ritual verkommen. Zumal die ständig wiederkehrende Lockführerblockade vielen schadet - und ganz wenigen nutzt.
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