Neue OZ: Kommentar zu Literatur
Friedenspreis
Osnabrück (ots)
Unbequemer Streiter für das freie Wort
Ein Zeichen für die Demokratiebewegung in Nordafrika will der Börsenverein des deutschen Buchhandels mit seinem diesjährigen Friedenspreisträger setzen. Doch mit dem hierzulande für viele Leser noch zu entdeckenden algerischen Schriftsteller Boualem Sansal richtet sich dieses Signal nicht nur an dessen Heimat, sondern auch an die Europäer. Denn Letzteren hat er im 3sat-Interview Doppelmoral und Verrat an den eigenen Werten vorgeworfen. Jahrzehntelang habe man mehr über die Ressourcen als über Menschenrechte nachgedacht. Er fordert gar eine europäische Revolution: "Weg vom Markt, zurück zur Moral" und bremst euphorische Hoffnungen auf einen Wandel in Nordafrika zur Demokratie. Boualem Sansal ist Mahner und Provokateur für das freie Wort zugleich. Seine Dankesrede im Herbst kann man deshalb schon gespannt erwarten. Wohin die Reise der Reformbewegungen in den verschiedenen Staaten Nordafrikas geht, ist noch offen. So ist es gerade jetzt für Europäer wichtig, mit einem unbequemen arabischen Geist wie Boualem Sansal zu diskutieren, um ihre künftige Rolle gegenüber Nordafrika neu zu definieren.
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