Neue OZ: Kommentar zu Norwegen
Anschlag
Osnabrück (ots)
Ohnmacht
Auch der größere zeitliche Abstand zum unfassbaren Geschehen in Norwegen kann den Schock nicht mildern, den der Bombenanschlag in Oslo und das Massaker auf der Fjordinsel Utøya ausgelöst haben. Die wirre Gedankenwelt eines 32-jährigen Norwegers mit rechtsradikaler Gesinnung lässt Interpretationsspielraum jeder Art zu, vermittelt aber auch das bittere Gefühl einer Angst machenden Ohnmacht. Nach den islamistischen Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA sowie 2004 in Madrid und 2005 in London entwickelten westliche Demokratien eine Trutzburgmentalität, schotteten die Grenzen mit immensem Aufwand gegen das Böse ab.
Al-Kaida war plötzlich allgegenwärtig und setzte sich in den Köpfen fest. Wie erfolgreich dies dem Terrornetzwerk gelang, zeigen die reflexartigen Verdächtigungen Stunden nach dem Bombenterror und dem Massenmord. Eine irrige Annahme. Vieles spricht für die von langer Hand vorbereitete Aktion eines Einzeltäters, der mit einer unfassbaren Brutalität und Kaltblütigkeit Landsleute erschoss. Eine Tat wie diese spricht nicht gegen eine offene, immer auch verwundbare Gesellschaft. Das weiß auch Norwegens Ministerpräsident Stoltenberg. Sein Appell für "mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit" ist die einzig richtige, sehr mutige Antwort.
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