Neue OZ: Kommentar zu Schulden
USA
Osnabrück (ots)
Abstieg hat begonnen
Wie die Märkte auf die Abstufung der amerikanischen Kreditwürdigkeit reagieren, weiß niemand. Mit großer Wahrscheinlichkeit geht es ein Stück weit nach unten und bei allem Schrecken später einmal wieder empor. Das schlechtere Rating ist ein Alarmzeichen, bedeutet aber beileibe nicht das Ende für die Welt von Wirtschaft und Finanzen. Panische Angst ist übertrieben. Langfristig wichtiger ist die politische Symbolkraft des einmaligen Vorgangs. Mit dem Schritt wird aktenkundig, dass sich die Vereinigten Staaten ihre Hegemonialpolitik nicht länger leisten können. Fast trägt es ironische Züge: Die USA brachten die Sowjetunion unter anderem durch einen sündhaft teuren Rüstungswettlauf zu Fall. Drei Jahrzehnte später werden sie selbst Opfer einer Ausgabenspirale zum Teil auch militärischer Art, deren sie nicht mehr Herr werden.
Der britische Historiker Paul Kennedy hat die Lebenszyklen großer Mächte einmal in Aufstieg, Überdehnung, Abstieg und Fall untergliedert. Er untersuchte solche Phasen von den Habsburgern über das britische Kolonialreich bis hin zu den USA. Seinerzeit heiß diskutiert und kritisiert, analysierte Kennedy schon vor Ende des Kalten Krieges, dass die USA sich überdehnt und insofern übernommen hätten. Die Zukunft gehöre China. Heute zeigt sich: Er hatte recht. Der Abstieg der USA ließ sich durch ihre Schuldenpolitik eine Weile bremsen. Aber er hat begonnen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell