Neue OZ: Kommentar zu Film
Festivals
Locarno
Osnabrück (ots)
Elegante Notlösung
Zum zweiten Mal hat der Franzose Olivier Père jetzt das Filmfest von Locarno organisiert. Über die Cinémathèque française war er als Sektionsleiter zu den Festspielen von Cannes gekommen - und seine Mission in der Schweiz scheint klar: Locarno soll endlich gleichziehen mit den großen drei - Cannes, Venedig und Berlin.
Auch Pères Strategie ist inzwischen zu erkennen: Er nutzt seine Kontakte, holt Arthouse-Prominenz wie Gérard Depardieu und Isabelle Huppert auf den roten Teppich, bietet seinem Publikum aber auch Popcorn-Blockbuster wie Spielbergs und Abrams' Gemeinschaftswerk "Super 8". Im Windschatten der Superstars des europäischen und des amerikanischen Kinos zeigt er dann trotzdem Filmkunst von Südamerika bis Rumänien im Wettbewerb, die ohne Festival-Preise wenig Chancen auf einen Verleih hätte.
Wenn die Arthouse-Veteranen ihre Arbeiten weiter eher in Cannes laufen lassen, ist das Schweizer Bekenntnis zum unbekannten Talent eine naheliegende Notlösung. In ihr liegt aber auch die Chance, der Elite von morgen schon jetzt den eigenen Stempel aufzudrücken. Und wer weiß? Dass der Nachwuchs mit den Altstars auf dieselben Partys eingeladen wird, erweist sich dabei am Ende vielleicht sogar als hilfreich.
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