Neue OZ: Kommentar zu Libyen
Konflikte
Osnabrück (ots)
Bisher vieles überdeckt
Mit der Erstürmung der Residenz von Muammar al-Gaddafi in Tripolis hat der libysche Despot endgültig seine Macht verloren, auch wenn sich der politische Untergang länger hinzog, als sich noch vor Monaten absehen ließ.
Fernsehbilder von Fußtritten auf die goldene Büste des Diktators erinnern an den Sturz Saddam Husseins und das Niederreißen von Denkmälern in Bagdad. Im Irak überdeckte die Schreckensherrschaft widerstreitende Interessen verschiedener Gruppen im Land. Das ist in Libyen ähnlich.
Auch deshalb steht die Übergangsregierung nach den 42 Jahren der Diktatur und den sechs Monaten des Bürgerkriegs vor einem Berg von Aufgaben. Sie hat vor allem dafür einzutreten, dass kein Chaos ausbricht und die Bevölkerung mit Wasser und Lebensmitteln versorgt wird. Damit der Neustart gelingt, müssen Anhänger des Regimes in rechtsstaatlichen Verfahren - und nicht willkürlich - be- und verurteilt werden.
Noch lässt sich nicht erkennen, ob sich das Land in Richtung Demokratie mit Mehrparteiensystem bewegt. Auch mischt sich in den Jubel um das Ende der Diktatur die Befürchtung, weitere blutige Machtkämpfe könnten Libyen erschüttern. Vieles ist noch unklar, etwa der Einfluss der Islamisten und Stammesführer. Durch den Kampf gegen Gaddafi rückten Konflikte unter den Rebellen in den Hintergrund. Bald werden sie umso deutlicher hervortreten.
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