Neue OZ: Kommentar zu Wahlen
Berlin
Osnabrück (ots)
Der Wählerversteher
Klaus Wowereits Berlin-bin-ick-Botschaft ist angekommen. Der kumpelhafte Wählerversteher kann weiterregieren und sich trotz leichter Verluste als einer der erfolgreichsten SPD-Landespolitiker Deutschlands präsentieren. Warum? Weil die meisten Berliner Wähler weder Experimente noch Wandel wollten. Sie haben Wowereits berühmte Formel "arm, aber sexy" akzeptiert. Obwohl die glamouröse Metropole nicht nur Touristen anzieht, sondern sich tief verschuldet hat und die Hartz-IV-Hauptstadt ist.
Nun reicht es zu einer recht knappen rot-grünen Mehrheit. Dass die Grünen weniger stark zugelegt haben als erhofft, liegt neben den Fehlern von Renate Künast vor allem am Erfolg der jungen Piraten, die aus der digitalen Welt aufgetaucht sind. Die unkonventionelle Ein-Thema-Partei hat vorwiegend im rot-grünen Gewässer gefischt. Ihre politische Kompetenz müssen die Internet-Freaks aber erst noch beweisen.
Die einst zerstrittene Berliner CDU hat sich gefestigt, aber nur auf niedrigem Niveau. Dass die Christdemokraten schon über ein Ergebnis von 23 Prozent jubeln, zeigt, wie tief sie gesunken waren. Die CDU stellt jetzt die einzige bürgerliche Opposition. Denn bei den Liberalen trifft der Spott über das Kürzel FDP sogar wortwörtlich zu: fast drei Prozent. Zur Euro-Abstimmung konnten sie die Berlin-Wahl nicht umfunktionieren, und daher bekommt jetzt der erfolglose Euro-Skeptiker Philipp Rösler ein Riesenproblem.
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