Neue OZ: Kommentar zu Jemen
Unruhen
Osnabrück (ots)
Die Not der Vergessenen
Die Revolutionen in Tunesien, Ägypten und Libyen gelten als Inbegriff des arabischen Frühlings. Gerade im Falle Libyen werden die am Krieg beteiligten westlichen Länder nicht müde zu betonen, es sei ihr humanitärer Auftrag, das Aufbegehren des Volkes zu unterstützen. Selbst die Opposition in Syrien wird von außen zwar nicht militärisch, aber durch Sanktionen gegen die Führung unterstützt.
Wie anders sieht es da doch im Jemen aus. Eher unbeachtet von der Weltöffentlichkeit, befindet sich das Land am Zipfel der Arabischen Halbinsel kurz vor einer Katastrophe. Die Lage ist doppelt prekär: Nicht nur stehen die Demonstranten alleingelassen den brutalen Sicherheitskräften des Diktators Salih gegenüber. Der Hilfsorganisation Oxfam zufolge droht auch noch eine Hungersnot, wenn niemand dem wirtschaftlich am Boden liegenden Staat zu Hilfe kommt.
Dass sich die selbst ernannten westlichen Freiheitsbringer trotzdem nicht in die dortige Situation einmischen, hat mindestens zwei Gründe: Erstens sind keine Flüchtlingsströme nach Europa zu befürchten. Zweitens spielt der Jemen, anders als etwa der Erdöllieferant Libyen, für die Weltwirtschaft keine wichtige Rolle. Die Jemeniten hoffen daher bisher vergeblich darauf, dass die Westmächte jenen humanitären Auftrag, auf den sie sich gerne berufen, auch bei ihnen erfüllen.
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