Neue OZ: Kommentar zu Tunesien
Präsident
Osnabrück (ots)
Hoffnungsträger
Moncef Marzouki ist ein Glücksfall für Tunesien. Das Land, in dem vor einem Jahr die arabische Revolution begann, hat nun mit dem intellektuellen und zugleich volksnahen Menschenrechtler eine Symbolfigur als Präsidenten der Übergangsregierung. Mit der Vereidigung krönt Marzouki seinen jahrelangen Widerstand als Oppositioneller gegen die Diktatur von Ben Ali. Seine Partei CPR flankierte die Jasmin-Revolution über Internet und Facebook.
Dennoch errang die früher ebenfalls unterdrückte Islamisten-Partei Ennahda bei den Wahlen im Oktober die meisten Sitze und stellt - vermutlich mit Hammadi Jebali - den Regierungschef. In dessen Händen liegt im neuen System die Macht. Hoffnungsträger Marzouki ist es dennoch zuzutrauen, dass er Amt, Einfluss und Popularität voll ausschöpft, um das Volk zu einen, den konstruktiven Dialog mit den Islamisten zu führen und die dringend benötigten Investitionen ins Land zu holen.
Denn ohne einen Wirtschaftsaufschwung droht das Flaggschiff des arabischen Frühlings unterzugehen. Bislang hat sich die Situation der Menschen noch nicht verbessert, eher verschlechtert. Europa muss daher ein starkes Interesse daran haben, dass die junge Demokratie beispielhaft auf die Nachbarstaaten ausstrahlt. In Libyen und Ägypten etwa ist der Modernisierungsprozess noch längst nicht ausgestanden. Von Syrien ganz zu schweigen.
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