Neue OZ: Kommentar zu Präsidentenwahl
Frankreich
Osnabrück (ots)
Richtungswahl für Europa
Mit der Präsidentenwahl justieren die Franzosen nicht nur ihre innenpolitischen Koordinaten neu. Das Duell in zwei Wochen zwischen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande um das höchste Amt im Staat strahlt weit über das Land hinaus. Inmitten einer gefährlich schwelenden Finanzkrise geben die französischen Wähler auch dem Gespann Paris/Berlin und damit der EU eine neue Richtung vor. Dass die deutsche Industrie bereits schwarzmalt und vor einem Interventionismus à la française warnt, spricht Bände. Die Angst vor einer durch Staatsgeld aufgeblasenen Wirtschaftskraft ist riesengroß.
Es könnte gut sein, dass in Frankreich zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren ein Präsident den Kampf um die Wiederwahl verliert. Steht dann Hollande an der Spitze, hängt zum Wohle Europas viel davon ab, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel mit kühlem Charme den Sozialisten zur Räson bringt. Denn Hollandes Visionen von einer Konjunktur auf Pump und einer Rente wieder mit 60 statt derzeit 62 Jahren sind kaum mit einer Euro-Stabilitätspolitik vereinbar.
Größte Sorge muss derweil das unerwartet starke Abschneiden der rechtsextremen Kandidatin Marine Le Pen bereiten. Mehr denn je dürfte Sarkozy mit populistischen Parolen im braunen Sumpf nach Stimmen fischen, um sein Amt zu retten. Sowohl ein Linksruck durch Hollande als auch ein Rechtsruck stellen Europa auf eine harte Probe.
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