Neue OZ: Kommentar zu Frankreich
Wahlen
Osnabrück (ots)
Das Buhlen mit Plattitüden
Die Niederlage in der ersten Runde der Präsidentenwahl in Frankreich gegen seinen sozialistischen Konkurrenten François Hollande mag für Amtsinhaber Nicolas Sarkozy betrüblich sein. Heikler für das ganze Land ist jedoch, dass der Präsident bei der Stichwahl in zwei Wochen auf die Stimmen jener angewiesen ist, die der rechtsextremen Marine Le Pen und ihrer Partei Front National zu einem Überraschungserfolg verholfen haben. Nicht nur dem Staatschef, sondern auch Frankreich steht ein Vabanquespiel bevor.
Weil Sarkozy weiß, dass trotz mieser Umfragewerte der Poker ums Präsidentenamt längst nicht entschieden ist, wird er jede erdenkliche rechtspopulistische Karte zücken. Aufs Buhlen mit Plattitüden versteht er sich. Das hat er einst mit dem Verweis auf Hochdruckreiniger und das Säubern von Vorstädten vorgeführt und vor Kurzem mit seiner Warnung vor zu vielen Ausländern belegt.
Die Gefahr eines Rechtsrucks lauert in Frankreich aber selbst dann, wenn Hollande als neuer Hausherr in den Elysée-Palast einzieht. Ein solches Szenario wäre sogar Wasser auf die Mühlen von Marine Le Pen und ihren ausländer- und europafeindlichen Kumpanen: Die konservative Regierungspartei UMP stünde, zumal ohne Führungsfigur, vor einer Zerreißprobe. Le Pen hätte freie Bahn, um die Frustrierten aufzuwiegeln, umso mehr, falls ein Präsident Hollande die hohe Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung nicht in den Griff bekäme.
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