Neue OZ: Kommentar zu Ukraine/Timoschenko
Osnabrück (ots)
Boykott statt Absage
Am 13. Juni wird in der Ukraine die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen die Elf aus den Niederlanden antreten. Im Stadion von Charkow, nur ein paar Kilometer von jenem Gefängnis entfernt, in dem Julia Timoschenko gefangen gehalten und offenbar misshandelt wird. Dass auf der Tribüne deutsche Politiker jubeln, während die einstige Oppositionsführerin im Hungerstreik womöglich mit dem Tod ringt, ist angesichts der Debatte über die Menschenrechte in einem der beiden Gastgeberländer unvorstellbar.
Kanzlerin Angela Merkel bleibt somit gar nichts anderes übrig, als einen politischen Boykott zu verhängen, sollte Timoschenko nicht bald freigelassen oder zur Behandlung ins Ausland ausgeflogen werden. Je mehr Staatschefs über ein Fernbleiben nachdenken, desto mehr Druck lastet auf Regierungschef Viktor Janukowitsch. Er hat mit alten Seilschaften die nach der orangen Revolution Richtung Westen strebende Ukraine in einen taumelnden Staat zwischen Selbstüberschätzung und Kreml-Abhängigkeit geführt.
Die Lage droht außer Kontrolle zu geraten: Die Bombenserie in Dnjepropetrowsk könnte ein Vorgeschmack auf weitere Anschläge gewesen sein. Schon stellt sich die Frage nach dem Sinn der EM in der Ukraine. Eine Absage jedoch würde vor allem das Volk treffen, das dem Ereignis so sehr entgegenfiebert. Gerade, weil es sich Europa zugehörig fühlt.
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