Neue OZ: Kommentar zu Katholikentag
Osnabrück (ots)
Kein Aufbruch in Sicht
Die Statistik ist eindeutig: Die katholische Kirche in Deutschland steckt in einer Krise, die sich verschärft hat durch die 2010 bekannt gewordenen Missbrauchsfälle. Die schwindende Bindung an Großinstitutionen trifft neben Gewerkschaften und Volksparteien mit voller Wucht auch Bistümer und Gemeinden.
Es ist diese Zeit des Umbruchs, die den Katholikentag prägt. Noch intensiver als sonst üben sich hier Gläubige und Theologen vor allem in Selbstbeschäftigung mit ihrer Kirche und tragen Wünsche nach Reformen vor. Waren frühere deutsche Katholikentage, etwa der vorherige in Osnabrück, vor allem fröhliche Glaubensfeste, geht es nun ernster, suchender zu.
"Einen neuen Aufbruch wagen" haben die Veranstalter als Motto gewählt. Das weckt Erwartungen, die kaum erfüllt werden können. Vor 50 Jahren begann mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein Aufbruch in der katholischen Kirche. Und heute? Kein Aufbruch in Sicht. Kardinäle im Vatikan verweisen auf eine Gotteskrise in Mitteleuropa und blocken Reformen ab, weil sie diese nicht für zukunftsweisend halten. Deutsche Katholiken machen einen Reformstau als Ursache für die Krise aus. Beides stimmt nur zum Teil. Doch fest steht: Die Gräben zwischen Laien und liberalen Bischöfen einerseits sowie konservativen deutschen Bischöfen und dem Vatikan andererseits sind tiefer geworden.
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