Neue OZ: Kommentar zu Apotheken
Osnabrück (ots)
Auf den Prüfstand
Mit Schlecker schließt in vielen Dörfern der letzte Nahversorger. Der Landarzt findet keinen Nachfolger. Der Dorfschule gehen die Schüler aus. Und jetzt soll auch noch die Apotheke auf der Kippe stehen. Für die Menschen auf dem Land jagt eine Hiobsbotschaft die nächste. Seit Jahren geht das so. Politiker, Lobbyisten und Interessenverbände nutzen das Schreckgespenst der wegbrechenden Nahversorgung immer wieder, um Stimmung zu machen.
Womit? Mit Recht. 75 Prozent der Deutschen leben auf dem Land und damit fernab der gut versorgten Oberzentren. Wer politisch etwas bewegen will, der kommt ohne die Unterstützung aus der Fläche nicht aus. Das heißt: Die Dorfbewohner haben mehr Macht, als ihnen selbst bewusst zu sein scheint. Nun wäre es vermessen, die Schuld an den Apothekenpleiten nur der Politik in die Schuhe zu schieben. Der demografische Wandel schlägt gerade auf dem Land besonders hart durch. Wo Kunden fehlen, fehlt Unternehmern die wirtschaftliche Grundlage. Das gilt für Apotheken wie für jeden anderen Betrieb auch.
Wo aber dieser unumkehrbare Prozess durch politische Eingriffe tatsächlich beschleunigt wird, gilt es die Entscheidungen im Sinne der Verhältnismäßigkeit auf den Prüfstand zu stellen. Wenn schon die Sachargumente nicht überzeugen, dann sollte es doch der Verweis darauf, wo die meisten Wahlurnen aufgestellt werden: auf dem Land.
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