Neue OZ: Kommentar zu Vatikan
Osnabrück (ots)
Viel Gerüchte, zu wenig Information
Die Veröffentlichungen interner Dokumente aus dem Vatikan müssen Benedikt XVI. bis ins Mark treffen. Der Papst wird viel Gottvertrauen brauchen, um mit der Verletzung seiner Privatsphäre fertig zu werden. Und gerade eine Institution wie die Kirche lebt von Beziehungen und von Vertrauen.
Einer der Verräter, sein Kammerdiener, saß in unmittelbarer Nähe des Kirchenoberhauptes. Das erinnert an den Spion Günter Guillaume und sein Opfer Willy Brandt im Kanzleramt. Nun schießen Gerüchte um Indiskretionen, Intrigen und Machtkämpfe ins Kraut. Manches in der Berichterstattung erinnert an Romane des Bestsellerautors Dan Brown. Doch nicht jede abenteuerliche Verschwörungstheorie muss stimmen. Schwer zu durchschauen, was sich wirklich im Kirchenapparat hinter den hohen Mauern des Vatikans abspielt. Mehr Transparenz wäre hilfreich.
Fest steht inzwischen nur wenig. Klar ist aber, dass Kammerdiener Paolo Gabriele kein Einzelgänger war. Auch andere haben zur Veröffentlichung vertraulicher Dokumente beigetragen. Gut denkbar, dass Mitarbeiter im Kirchenapparat ihrem Wunsch nach mehr Transparenz Ausdruck verleihen. Möglicherweise rächt sich die äußerst zurückhaltende Informationspolitik, die der umstrittene Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und der Persönliche Sekretär des Papstes, Georg Gänswein, praktizieren. Zu Ende ist die Vatileaks-Affäre jedenfalls noch lange nicht.
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