Neue OZ: Kommentar zu Fußball
Europameisterschaft
Osnabrück (ots)
Europa am Ball
Wenn der Ball erst einmal rollt, dann rückt das Interesse an gesellschaftlichen Problemen in den Hintergrund. Das hat die WM in Südafrika gelehrt, und auch bei der EM wird sich die Masse Mensch kaum mehr mit der Notlage in der Ukraine befassen, wenn heute Abend der Anpfiff ertönt ist. Immerhin: Mithilfe des Fußballs ist der Blick in den letzten Monaten auf ein Land gelenkt worden, das nach Jahrzehnten der Sowjetdiktatur die ersten Schritte in Richtung Demokratie getan hatte, sich nun aber gefährlich zurückbewegt.
Eigentlich sollte die EM, die 2005 während der Blüte der orangen Revolution an Polen und die Ukraine vergeben wurde, ein Symbol für den Aufschwung, die gute Nachbarschaft und Europäisierung der beiden Länder sein. Doch nur der Musterschüler Polen spürt den Rückenwind, für den Prügelknaben Ukraine ist die EM schon jetzt ein außenpolitisches Desaster. So wird es wahrscheinlich kein gemeinsames Turnier zweier Nachbarn, sondern es werden zwei Wettbewerbe in zwei Ländern stattfinden. In Polen steht das Volk hinter der größten Sportveranstaltung, die dort je ausgerichtet wurde. In der Ukraine ermöglichten allein die Allmacht, der Reichtum und die Skrupellosigkeit von Oligarchen und Politikern eine Veranstaltung, die diesem Land nur kurzfristig ein bisschen Aufmerksamkeit schenkt. Viele Fußballfans interessiert das nur am Rande, und das ist nicht verwerflich. Die EM transportiert dennoch die Idee eines geeinten Europas, vor allem dann, wenn sich die Fans friedlich und fröhlich begegnen.
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