Neue OZ: Kommentar zu Naturschutz
Stromtrassen
Osnabrück (ots)
Rösler in der heißen Küche
Wirtschaftsminister Philipp Rösler wagt sich in eine ganze heiße Küche. Da werden ihm Fledermäuse, seltene Vögel und auch seine geliebten Frösche nur so um die Ohren fliegen. Deshalb ist sein Vorstoß, den Naturschutz für den Ausbau des Stromnetzes aufzuweichen, mindestens mutig zu nennen.
Taktisch klug ist sein Vorstoß obendrein. Denn nichts benötigt die FDP mehr als ein starkes Thema, das ihren industriefreundlichen Markenkern sichert und sie im Gespräch hält. Und wenn die Energiewende nicht klappt, hat Rösler für Sündenböcke gesorgt: Die Umweltschützer sind es dann gewesen.
In der Sache kann der Minister wohl weithin mit Wohlwollen rechnen. Das aber schwindet, sobald die Starkstromtrasse vor der Haustür verläuft. Wer dann Widerstand organisiert, wird mithilfe der Naturschutzverbände mit Sicherheit fündig. Der Juchtenkäfer im Umfeld des Stuttgarter Bahnhofs, der Wachtelkönig im Süden Hamburgs, die Trappe am Rand der Ostsee-Autobahn - allerlei Getier hat schon einige Projekte be- und verhindert.
Deutschland hat sich mit der Energiewende auf Druck und unter dem Beifall der Ökofraktion im Lande in ein noch nicht absehbares Abenteuer gestürzt. Paradox ist, dass ausgerechnet die bestehenden hohen Naturschutzstandards diesem Jahrhundert-Projekt im Wege stehen. Wer wirklich öko ist, wird im Dienst der großen Sache zumindest zeitweise das Niveau herunterschrauben müssen.
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