Neue OZ: Kommentar zu Europa
Finanzkrise
EZB
Osnabrück (ots)
Kaum glaubwürdig
Der Brief der Professoren ist unbequem. Sie sprechen Dinge aus, die in der Politik kaum jemand hören will. Ob ihre Euro-Thesen stimmen, weiß keiner, auch nicht sie selbst. Aber die Wissenschaftler formulieren Risiken und Ängste, die bei Weitem nicht mehr nur in national oder radikal gesinnten Kreisen zu Hause sind.
Vielleicht beruhen ihre Aussagen eher auf Gefühlen als auf Tatsachen. Und doch: Wer gegen Gefühle angehen will, merkt rasch, dass sie ebenfalls einen unverrückbaren Fakt darstellen können, den es zu akzeptieren gilt. Ein solcher Fakt ist, dass die Anti-Euro- und Anti-Europa-Gefühle inzwischen aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Gegen sie ist kaum noch anzuregieren. Ifo-Präsident Sinn etwa wurden zu Beginn der Krise wegen seiner radikalen Warnungen noch Unfähigkeit und Fälschungen vorgeworfen. Inzwischen sind es seine Kritiker, die mit dem Rücken zur Wand stehen und ein Problem mit ihrer Glaubwürdigkeit haben. Nicht einmal die EZB mag noch den Eindruck erwecken, mit einer radikalen Zinssenkung einen Wandel bewirken zu können. Die EU-Staaten interpretieren die Ergebnisse ihres jüngsten Gipfels jeweils so, wie es ihnen gefällt. Und die Euro-Gruppe einigt sich nicht auf einen neuen Chef. Wer auf dieser Basis den Griechen Missmanagement und eine schlechte Regierungsführung vorwirft, macht sich ja geradezu lächerlich.
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