Neue OZ: Kommentar zu Organspende
Osnabrück (ots)
Extrem anfällig
Vor knapp zwei Monaten hat der Bundestag mit breiter Mehrheit eine Reform der Organtransplantation beschlossen. Alle Krankenversicherten ab 16 Jahren sollen demnach zu ihrer Spendenbereitschaft gefragt werden. Ein gutes Gesetz, dessen Ziel ein krimineller Arzt an der Uniklinik Göttingen konterkariert hat. Nachdem seine Machenschaften bekannt geworden sind, ist es dringend nötig, rasch Vertrauen wiederherzustellen.
Völlig verhindern lässt sich so ein skrupelloses Vorgehen durch neue Regelungen wohl nicht. Trotzdem müssen Kontrollen verschärft und Verbesserungsvorschläge bald geprüft werden. Denn die Aussage, das Kontrollsystem sei in Ordnung, stimmt nicht. Es bleiben bange Fragen: Handelt es sich um einen Einzelfall? Und wie lässt sich verhindern, dass so etwas erneut passiert? Der Verdacht von Manipulation muss rasch ausgeräumt werden, gerade in diesem sensiblen Bereich.
Dass die Operationen für Ärzte und Transplantationszentren oft finanziell attraktiv sind, erhöht die Anfälligkeit für kriminelles Vorgehen. Ein weiteres Problem ist der Mangel an Lebern und Nieren für Schwerkranke. Anders formuliert: Gäbe es mehr mögliche Organspender, wäre die Warteliste kürzer und die Betrugsgefahr geringer. Auch deswegen wäre gut, wenn jetzt möglichst viele Leute sagten: Trotz oder sogar gerade wegen der Vorfälle in Göttingen bin ich zu einer Organspende bereit.
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