Neue OZ: Kommentar zu Europa
Finanzkrise
Rating
Osnabrück (ots)
Fluch der guten Tat
Es ist kein Grund zur Panik, aber doch ein weithin sichtbares Warnzeichen: Deutschlands Image als Land höchster Kreditwürdigkeit ist angekratzt, seitdem die Bonitätsprüfer der Ratingagentur Moody's ihre Prognose gesenkt haben. Es lohnt freilich, genau hinzusehen. Denn nicht Deutschland selbst treibt den Prüfern Falten auf die Stirn, sondern die Unsicherheit im Euro-Raum. Mit anderen Worten: Es gibt so etwas wie den Fluch der guten Tat. Der Bundesrepublik, die in der europäischen Staatsschuldenkrise die größten Bürgschaften und Garantien übernommen hat, droht Überlastung. Angela Merkel, die vor noch mehr gemeinsamer Haftung in der Euro-Zone warnt, darf sich bestätigt fühlen. Denn es kann niemand wollen, dass der wichtigste Helfer strauchelnder Partner selbst ins Stolpern kommt.
Doch so groß die langfristigen Risiken sind, kurzfristig müssen die Deutschen nicht damit rechnen, von den Anlegern abgestraft zu werden. Zurzeit wird ihnen das Geld quasi nachgeworfen. Und das dürfte vorerst auch so bleiben, da es den allermeisten anderen Staaten deutlich schlechter geht als der Bundesrepublik und es deshalb an sicheren Häfen für Anleger fehlt. Gleichwohl gibt es keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Denn erstens werden die Zinsen irgendwann wieder steigen. Und zweitens gilt es, Vorsorge zu treffen, für den voraussehbaren Fall, dass aus Bürgschaften und Garantien milliardenschwere Abschreibungen werden.
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