Neue OZ: Kommentar zu Musik
Russland
Leute
Osnabrück (ots)
Solidarität? Reklame?
In Russland ist es verboten, offen über Schwule und Lesben zu sprechen. Die einzige vernünftige Reaktion auf diesen Irrsinn ist, offen über Schwule und Lesben zu sprechen. Madonna hat beim Russland-Konzert genau das gemacht. Schönheitsfehler: In ihrem Fall verschmelzen Engagement und Eigenmarketing. In Israel hatte sie für den Frieden geworben, in Frankreich die Rechten und in der Türkei die Abtreibungsgegner düpiert. Schmälert es den Wert des Protests, wenn er zur Tour-Dramaturgie gehört?
Über diese Frage wird gestritten, seit Benetton mit Aids-Fotos warb. Die Antwort fällt von Fall zu Fall ganz unterschiedlich aus. Den russischen Schwulenhass kann keiner besser bloßstellen als Madonna: Sexuelle Freiheit zählt zu ihren Kernkompetenzen. Ihr Friedensgruß in Israel wird allerdings peinlich, wenn sie danach vor einer Blutwand mit Waffen hantiert und Kopfschüsse besingt.
Das Gute: Im Internet-Zeitalter gehen allzu dreiste Vereinnahmungen nach hinten los. Seine Dove-Seife hat Unilever jüngst mit einem Anti- Sexismus-Spot beworben. Zu dumm, dass Unilever die Axe-Linie selbst höchst sexistisch inszeniert. Der Spott war groß, und die Dove-Reklame ein Marketing-GAU.
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