Neue OZ: Kommentar zu Bologna
Osnabrück (ots)
Vernichtende Bilanz
Es verdient Lob, dass die Professoren endlich laut gegen eine Hochschulreform aufmucken, die Fächer und Lebensläufe stumpf über einen Kamm schert. Schneller, internationaler, besser, das war das große Ziel des europäischen Bologna-Prozesses zur Angleichung der Abschlüsse. Es wurde nur zu einem kleinen Teil erreicht. Die Zehn-Jahres-Bilanz der deutschen Hochschulrektoren fällt zu Recht vernichtend aus.
Das größte Problem ist und bleibt das Einheitsmodell, das einer erfolgreichen Hochschultradition in Deutschland einfach übergestülpt wurde. Die Wirtschaft pochte auf Tempo und Arbeitsmarktorientierung, die Reformer gehorchten, mit dem Erfolg, dass 22-jährige Bachelors auf den Markt drängen. Schneller sind sie, besser nicht. Jetzt beklagen Unternehmen mangelnde Eignung, weil Persönlichkeitsbildung und Allgemeinwissen in sechs Bachelor-Semestern auf der Strecke bleiben. Es ist schon infam, wenn die fixen Bachelors nun als Absolventen dritter Klasse abgetan werden. Wenn aber nur der zählt, der die vier Semester für den Master anhängt, dann sollten dafür gefälligst ausreichend Studienplätze bereitstehen.
Stattdessen herrscht eklatanter Mangel, weil durch die Verkürzung der Gymnasialzeit doppelte Jahrgänge in die Hörsäle drängen. Es ist eine Schande, wie der akademische Nachwuchs frustriert wird. Der Bologna-Prozess ist gescheitert, die Reform der Reform erscheint überfällig.
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