Neue OZ: Kommentar zu Konflikte
Islam
USA
Tunesien
Osnabrück (ots)
Welle der Gewalt
Der Angriff auf die deutsche Botschaft im Sudan lässt einen erschaudern: Erst der Terroranschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi. Nun weitere tödliche Attacken auf westliche Vertretungen: Der Protest gegen ein Mohammed-Schmähvideo aus den USA ist ein Flächenbrand geworden. So widerwärtig das Anti-Islam-Filmchen ist: Nichts rechtfertigt die blinde Gewalt des Mobs. Wenn die Demonstrationen in Kairo und in anderen Metropolen des Nahen Ostens friedlich verlaufen würden, wären sie völlig legitim. Die Meinungsfreiheit ist zwar in Europa und den USA ein hohes Gut. Es ist aber unmoralisch, unter dem Deckmantel der Kunst hasserfüllte Schund-Videos zu drehen. Zugleich bedeutet dies aber keineswegs, dass sich der Westen beim sensiblen Thema Islam einen Maulkorb verpassen muss. Kritik an Religionen ist sogar zwingend geboten. Anders wäre die Aufklärung undenkbar gewesen.
Die Gewaltwelle macht auch deutlich, dass Al-Kaida und andere islamistische Bewegungen den Arabischen Frühling überdauert haben. Die Hoffnung auf eine demokratische Wende hat sich noch nicht erfüllt. Ein Rückzug aus der Krisenregion kommt für den Westen aber nicht infrage. Denn dann hätten diejenigen ihr Ziel erreicht, die jetzt Botschaften erstürmen.
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