Neue OZ: Kommentar zu Jörg Kachelmann
Osnabrück (ots)
Vorverurteilung ist fatal
Der Ex-ARD-Wettermoderator Jörg Kachelmann ist ein gebrochener Mann. Durch die Vergewaltigungsvorwürfe seiner Ex-Freundin und die durch den Prozess zutage gekommenen Verhältnisse zu verschiedenen Frauen ist sein Image massiv beschädigt, seine Karriere ruiniert worden. Auch sein Freispruch vor anderthalb Jahren hat daran nichts geändert.
Es ist also verständlich, dass Kachelmann nun mit einer, wie er sagt, "männerverurteilenden Justiz" abrechnet. Und zum Teil hat er damit auch recht: Es gibt Frauen, die Vergewaltigungsvorwürfe aus Rache am untreuen Ex-Freund oder am undankbaren Chef erheben. Das ist verhängnisvoll, weil die betroffenen Männer keine Chance haben, ihre Unschuld zu beweisen. Deshalb bleibt von dem Vorwurf immer etwas hängen - neben der enormen psychischen Belastung sind die Männer in den meisten Fällen gesellschaftlich beschädigt.
Auf der anderen Seite stellt Kachelmann auch alle wirklichen Vergewaltigungsopfer unter Generalverdacht - das kann und darf nicht sein. Nichts könnte eine vergewaltigte Frau noch mehr demütigen, als pauschal als Lügnerin abgestempelt zu werden. Staatsanwälte, Richter und Gutachter brauchen in solchen Fällen besonderes Fingerspitzengefühl und müssen alle Aussagen und Beweise genau überprüfen. Vorverurteilungen sind sowohl für den Beschuldigten als auch für das mutmaßliche Opfer fatal.
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