Alle Storys
Folgen
Keine Story von Neue Osnabrücker Zeitung mehr verpassen.

Neue Osnabrücker Zeitung

Neue OZ: Kommentar zu Kuba
Innenpolitik
Reformen

Osnabrück (ots)

Die Macht der Masse

Kuba gesteht seinen Bürgern endlich das Menschenrecht auf Reisefreiheit zu - und entlarvt sich einmal mehr als autoritärer Staat. Eine der letzten sozialistischen Bastionen bröckelt. Gefallen ist sie noch lange nicht. Bislang durften nur Auserwählte die Karibikinsel verlassen. Das war keinen Deut besser als einst die DDR. Umso beachtlicher wirkt die nun angekündigte - zaghafte - Reisereform. Sie setzt den Weg der Lockerungen durch Präsident Raúl Castro fort, soll aber sicher auch von Misswirtschaft ablenken. Devisen von Exil-Kubanern sind vermutlich in Havanna zudem willkommen.

Zu viel Euphorie ist aber unangebracht. Die Insel in der Hand des Castro-Clans dürfte kaum derart implodieren wie Ostdeutschland nach der Maueröffnung. Eine Protestkultur wie in der DDR fehlt. Daran ändern weder die Dissidenten etwas noch die gerade wieder freigelassene rebellische Bloggerin Yoáni Sanchez.

Überdies hat Kuba vielen Ausreisewilligen sogleich wieder den Wind aus den Segeln genommen, indem es "Human-Kapital", also spezielle Berufsgruppen, von den neuen Bestimmungen ausnimmt. Gleichwohl bleibt ein gewichtiges Risiko für das Regime: Womöglich beantragt bald eine große Anzahl Kubaner einen Pass in die Freiheit. Verprellt die Regierung zu viele von ihnen, steigt der Unmut, der leicht außer Kontrolle geraten kann. Welche Macht die Masse entfaltet, hat das Beispiel DDR gezeigt.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Neue Osnabrücker Zeitung
Weitere Storys: Neue Osnabrücker Zeitung
  • 15.10.2012 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu Nobelpreise / Wirtschaft

    Osnabrück (ots) - Ein unpolitischer Preis Es ist eine salomonische Entscheidung: Mit der Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises an Alvin Roth und Lloyd Shapley zeichnet die Stockholmer Jury in diesem Jahr Wissenschaftler aus, deren Arbeiten hohes Ansehen genießen, die aber auch politisch weitgehend unumstritten sind. Das war in der Vergangenheit schon anders. Bis heute muss sich das Nobelkomitee nämlich Kritik anhören, ...

  • 15.10.2012 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu Ökostrom-Umlage

    Osnabrück (ots) - Armutszeugnis Ganz schön happig: Die Ökostrom-Umlage steigt um 47 Prozent. Die Forderungen nach Korrekturen sind völlig verständlich. Und doch trägt die Aufregung auch paradoxe Züge. Denn andere Kostensteigerungen etwa bei Mieten und Heizöl schlagen für den einzelnen Haushalt viel stärker zu Buche, ohne dass dies vergleichbaren Wirbel auslöst. Es lohnt sich deshalb, etwas genauer hinzusehen. ...

  • 15.10.2012 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu Literatur / Grass / Geburtstag

    Osnabrück (ots) - Gestritten und gelitten Günter Grass darf nicht als Denkmal bewundert, er muss selbst wie ein Roman gelesen werden. Denn der Autor, der wie kein zweiter Schriftsteller seine Rolle als moralische Instanz entworfen hat, verkörpert in Wirklichkeit, was er kritisiert, die Geschichte Deutschlands mit ihren Defiziten und Möglichkeiten. Grass ist ärgerlich in seinen Irrtümern, groß in seinen Geschichten. ...