Neue OZ: Kommentar zu Literatur
Nobelpreis
Osnabrück (ots)
Was läuft hier falsch?
Kaum ist der Name raus, kommt die Kritik: Wenn die Schwedische Akademie den Literaturnobelpreis betont politischen Autoren zuerkennt, wird der literarische Rang angezweifelt. Der umgekehrte Fall ist nicht minder problematisch. Mo Yan sorgt gerade als ein politisch ambivalenter Preisträger für Debatten.
Warum kann die Jury aus Stockholm es der literarischen Öffentlichkeit nicht recht machen? Weil die Bedeutung des Preises heillos überreizt ist. Die ehrwürdige Tradition und das gewaltige Preisgeld schaffen eine medial verstärkte Erwartung, die 18 Schweden (zwei Drittel davon im Rentenalter) kaum sinnvoll erfüllen können.
Zwölf von 109 Preisträgern sind Frauen; Afrika, Asien und die USA werden selten bedacht: Ein Regal voller Nobelpreisträger versammelt offensichtlich nicht den besten Querschnitt der Weltliteratur. Immerhin: Die Unzuverlässigkeit der Ehrung fördert alljährlich die Kanon-Debatte, die ebenfalls dem Zeitgeist unterworfen ist. Wie der Preis selbst.
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