Neue OZ: Kommentar zu Auszeichnungen
NS-Zeit
Stolpersteine
Gunter Demnig
Osnabrück (ots)
Die Schuld ist überall
Mit dem Stolperstein für Gerhard Richters Tante Marianne Schönfelder und der Ehrung des ästhetischen Konzepts dahinter überschneiden sich zwei gegenläufige Formen der Erinnerungskunst: Gunter Demnig geht in die Breite und versucht, den Namen jedes einzelnen NS-Opfers in den deutschen Alltag zurückzuholen. Richter blickt auf seinen Bildern in die Tiefe der persönlichen Biografie - und entdeckt das ganze Entsetzen der Vergangenheit in der eigenen Familiengeschichte. Das Mädchen, auf dessen Schoß er selbst als Säugling lag, wurde im Euthanasie-Programm ermordet; und einer der Haupttäter war Richters späterer Schwiegervater.
Heute berühren sich beide Werke in einer Nachricht - und machen damit wie in einem Brennglas die Nachwirkung der historischen Verbrechen sichtbar: Die Schuld wohnt in Deutschland an jeder Straßenecke. Und sie durchdringt jeden Einzelnen im Lande - auch wenn uns das im Alltag nicht immer bewusst sein mag.
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