Neue OZ: Kommentar zu Friedensnobelpreis
Osnabrück (ots)
Drei graue Herren
Das Komitee hat bei der Vergabe des Friedensnobelpreises oft fragwürdige Entscheidungen getroffen - die Europäische Union hat ihn ohne Zweifel verdient.
Zwei Weltkriege und der Holocaust, Flucht und Vertreibung, Kalter Krieg und Teilung Europas: Dass der alte Kontinent heute vereint ist, sollten wir nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Es ist das Ergebnis eines in der Geschichte beispiellosen Friedensprojekts, das weitsichtige Politiker über Generationen unter dem Schutz der USA vorangetrieben haben.
Deswegen müsste sich Europa über den Nobelpreis freuen. Aber wer tat das gestern? Der Jugend in Griechenland, Spanien, Portugal und Italien ist angesichts horrender Arbeitslosenzahlen die Lust auf Europa gründlich vergangen. In Deutschland überwiegt die Sorge, für die Schulden anderer Nationen teuer bezahlen zu müssen, während die Briten offen über einen EU-Austritt streiten.
Europa fehlen heute klare Ziele und Geschlossenheit, damit der Kontinent ein Machtfaktor in einer globalisierten Welt wird. Hier haben viele Regierungen in jüngster Zeit versagt - die EU-Institutionen ebenso. Sie erlassen seltsame Richtlinien, aber übersehen Schuldensünder. Die Kluft zwischen Bürgern und Bürokraten wächst. Es ist bezeichnend, dass drei graue Herren den Preis entgegengenommen haben, die nur wenige Europäer kennen. Von Aufbruch keine Spur.
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