Neue OZ: Kommentar zu Unwort des Jahres
Osnabrück (ots)
Ein Unding
Erklärtes Ziel der Jury, die das "Unwort des Jahres" wählt, ist es, auf Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam zu machen, und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung zu fördern. Dabei möchte die Jury, so steht es jedenfalls in ihren Statuten, den Blick auf Formulierungen lenken, die sich innerhalb eines Jahres öffentlich etabliert haben, aber gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen.
An diesem selbst gesetzten Maßstab muss sich die Jury auch bei der Wahl des Begriffs "Opfer-Abo" zum Unwort des Jahres 2012 messen lassen. Und da ist es mehr als befremdlich, dass es die hervorstechendste Eigenschaft des diesjährigen Unwortes ist, dass es kaum jemand kennt. Tatsächlich ist das Wort "Opfer-Abo" eine Kreation des ehemaligen Wettermoderators Jörg Kachelmann: Er hatte in wenigen Interviews damit zum Ausdruck gebracht, dass Frauen stets die Opferrolle abgenommen wird, selbst wenn sie zu Täterinnen werden.
Keine Frage, dass dieser Begriff Frauen in inakzeptabler Weise unter den Verdacht stellt, sexuelle Gewalt zu erfinden. In der Öffentlichkeit etabliert hat ihn aber nicht Kachelmann, sondern die Jury der Unwort-Aktion. Und das ist ein Unding.
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