Neue OZ: Kommentar zu Ruhrfestspiele
Osnabrück (ots)
Nach der Moderne ist vor der Moderne
Aufbruch und Utopie: Das Motto der neuen Ruhrfestspiele bezeichnet genau das, was unserer Gegenwart abhanden gekommen ist. Statt großer Würfe gibt es nur noch die Fahrt auf Sicht. Und statt des Aufbruchs Krisenmanagement ohne Ende. Wie sehr sich der Zeit- und damit auch Hoffnungshorizont der Gegenwart verkleinert hat, zeigt das landläufige Managementvokabular. Die Macher von heute reißen keine Perspektiven mehr auf. Sie haben sich in "Projekten" und "Baustellen" wie in Dauerprovisorien eingerichtet. Checklisten ersetzen Utopien.
Die neue Nüchternheit hat allerdings auch ihre Vorzüge. Verabschiedet sind Machbarkeitswahn und Mobilisierungsdruck der Moderne. Der große Aufbruch ist entzaubert, in Konsum und Ressourcenverbrauch festgefahren. Wie kann es weitergehen? Die Ruhrfestspiele schauen zurück auf die künstlerischen Provokationen von einst. Nostalgie wird dabei nicht aufkommen. Denn die Freiheit, um die es damals ging, muss heute wieder erkämpft werden. Heute geht es erneut gegen Intoleranz und Fanatismus, gegen Gewalt und Sexismus. Nach der Moderne ist vor der Moderne.
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