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Neue OZ: Kommentar zu Stromtrassen

Osnabrück (ots)

Erkaufte Zustimmung

Auf diese Idee muss man erst einmal kommen: In Deutschland, der Republik der Gegner von Infrastrukturprojekten, bieten Schleswig-Holsteins Regierung und der Netzbetreiber Tennet der kritischen Klientel eine Bürgerbeteiligung an einer Stromtrasse an. Beide gehen äußerst raffiniert vor - die Zustimmung der durch die Trassenführung betroffenen Anwohner soll schlichtweg erkauft werden. Eine satte Rendite mit Zinsen von bis zu fünf Prozent wird den privaten Anlegern in Aussicht gestellt, die Banken spielen mit. Es besteht ein dringender Bedarf an Hochspannungsleitungen, und sehr oft fegt ein kräftiger Wind über die norddeutschen Tiefebenen hinweg. Daher dürfte es sich um ein sicheres Geschäft handeln.

Doch selbst mit einer regen Nachahmung dieses Pilotprojekts wird Deutschland die milliardenschwere und hochkomplexe Energiewende nicht stemmen. Das Vorhaben kann allenfalls ein winziges Puzzleteil im riesigen Gesamtbild ergeben. Damit der Netzausbau gelingt, sind für den Transport der Energiemassen die Stromautobahnen als Ganzes entscheidend, nicht zusammengestückelte Abschnitte.

Es bedarf großer Investoren und schneller Genehmigungen für die Trassen von morgen. Das wissen Politik, Wirtschaft und auch die Gesellschaft. Die Energiewende ist zu wichtig für die Zukunft der Menschen und Industrie des Landes, als dass Kleinanleger bei Brunsbüttel daraus ein Hobbygeschäft machen sollten.

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