Neue OZ: Kommentar zu Soziales
Missbrauch
Runder Tisch
Osnabrück (ots)
Trauerspiel
Es ist beschämend: Drei Jahre ist es her, da schockierte die Enthüllung Tausender Missbrauchsfälle in Schulen, Heimen und Familien die Öffentlichkeit. Vor mehr als einem Jahr versprach der "Runde Tisch sexueller Kindesmissbrauch" den Opfern rasche Hilfen. Doch bis heute ist kein Cent geflossen. Enttäuschender konnte die Bilanz des von so großen Hoffnungen begleiteten Gremiums nicht ausfallen.
Die Frustration der Betroffenen ist nur allzu verständlich. Sie sollten unbürokratisch Geld für Therapien und andere Unterstützung erhalten. Doch nun erleben sie, wie Bund und Länder endlos um Finanz- und organisatorische Fragen streiten. Es ist ein Schlag ins Gesicht traumatisierter Opfer, die nur unter Qualen an die Öffentlichkeit gegangen sind. Dass der Bund nun seine Hälfte der Hilfen auch ohne Einigung mit den Ländern auszahlen will, ist ein Fortschritt. Doch kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Akteure in Berlin, abgesehen von Präventionsprojekten, nur eine bescheidene Bilanz vorweisen können.
Besonders bedauerlich ist, dass es noch kein neues Opferschutzgesetz gibt. Geplant ist, zivilrechtliche Verjährungsfristen von drei auf 30 Jahre zu verlängern. Das wäre eine große Verbesserung, da sich Opfer oft erst im Erwachsenenalter in der Lage sehen, Strafanzeige zu erstatten. Doch das Gesetz entzweit schon seit 20 Monaten den Rechtsausschuss des Bundestages, ein weiteres Trauerspiel.
Uwe Westdörp
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