Neue OZ: Kommentar zu Kirchen
Papst
Rücktritt
Osnabrück (ots)
Gemischte Bilanz
Heute endet die Amtszeit des einzigen Papstes der Neuzeit, der sich noch zu Lebzeiten aus seinem Pontifikat verabschiedet. Gestern haben Benedikt XVI. ein letztes Mal Menschenmassen in Rom zugejubelt, voller Respekt für einen brillanten Theologen. Zugleich stellt sich nach dem letzten öffentlichen Auftritt die Frage: Was bleibt nach den knapp acht Jahren Benedikts an der Spitze der katholischen Weltkirche?
Der Papst aus Deutschland war ein kühler Denker, bescheiden im Auftritt und in seinem Kurs mehr bewahrend als erneuernd, eher Wissenschaftler als Verwaltungsmensch oder Kirchenpolitiker. In Erinnerung bleiben werden seine Jesus-Bücher, seine Enzyklika über die Liebe und sein Einsatz für die verfolgten Christen in Asien und Afrika. Bleiben wird auch sein Bemühen um die Einheit der katholischen Kirche, wobei er jedoch den Pius-Brüdern recht weit entgegenkam. In der Ökumene sind dagegen kaum Fortschritte festzustellen, und in der Kurie gibt es riesigen Handlungsbedarf.
Die Deutschen, auch die meisten Katholiken, haben sich mit ihm schwergetan. Nur wenige in sogenannten papsttreuen Kreisen stimmten stets jubelnd in die Benedetto-Rufe ein, die Mehrheit verhielt sich distanzierter. Rigorose Lebensschützer und sonstige konservative Kritiker aus Deutschland fanden einen kurzen Draht zum Papst. Dass ihr Einfluss künftig wohl schwindet, muss gar kein Nachteil sein.
Christof Haverkamp
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