Neue OZ: Kommentar zu EU
Finanzen
Zypern
Osnabrück (ots)
Käuflich
Es ist bizarr. Die gerade erst vor dem Kollaps geretteten Zyprer kämpfen mit allen Mitteln um ihren Ruf bei Reichen und Superreichen. Als willkommenes Trostpflaster bieten sie jetzt Ausländern, die im Zuge der Bankenkrise mehr als drei Millionen Euro verlieren, die zyprische Staatsbürgerschaft an. Alles hat eben seinen Preis - auch der Pass eines EU-Staates, der Bewegungsfreiheit in Europa und weit darüber hinaus garantiert.
Es ist eine ungerechte und politisch gefährliche Praxis. Wie steht es etwa mit Anlegern, die weniger als drei Millionen Euro verloren haben? Warum bekommen sie keine Entschädigung? Und, wichtiger noch: Wie wollen die Zyprer neues Vertrauen in ihr Land schaffen, wenn sie sich als käuflich präsentieren? Solch Anbiederei an Anleger verletzt nicht nur das Gerechtigkeitsgefühl, sondern weckt auch neue Zweifel am Geschäftsgebaren der zyprischen Pleitiers.
In wohltuendem Kontrast dazu propagiert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, Chancen und Risiken bei der Geldanlage gehörten untrennbar zusammen. Wer auf hohe Renditen spekuliere, müsse auch bereit sein, Verluste hinzunehmen. Allerdings sollte dies dann jenseits einer gewissen Einlagensicherung auch für alle gelten: Nur wer hart durchgreift, hat eine Chance, dubiose Geschäfte zu stoppen. An solcher Konsequenz mangelt es aber leider immer noch bei der Regulierung der Finanzmärkte.
Uwe Westdörp
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