Neue OZ: Kommentar zu Arbeitsmarkt/International/ILO
Osnabrück (ots)
Maß und Mitte
Brennende Autos, eingeschlagene Fensterscheiben, Steine werfende Demonstranten: Müssen sich auch die Europäer an solche Bilder gewöhnen? Die Gefahr sozialer Unruhen ist auf jeden Fall in vielen Ländern gestiegen, wie die Internationale Arbeitsorganisation bilanziert. Die Arbeitslosigkeit steigt weltweit. Und sie wird auch für die Euro-Zone zum immer größeren Problem, je länger die Rezession dauert.
Schon ist in Krisenländern wie Spanien und Portugal von einer verlorenen Generation die Rede: Hunderttausende von jungen Menschen, die sich eine Existenz aufbauen wollen, bekommen erst gar keine Chance. Ihnen eine Perspektive zu geben muss nach der Stabilisierung des Euro die wichtigste Aufgabe in Europa sein.
Dabei besteht großer Nachholbedarf. Die Summen, die bisher dafür zur Verfügung gestellt worden sind, nehmen sich jedenfalls neben den Beträgen für die Bankenrettung verschwindend klein aus.
Alarmierend bleiben auch die immer tiefere Kluft zwischen Gut- und Geringverdienern und das Schrumpfen der Mittelschicht in vielen Ländern. Denn die Mittelschicht spielt in den Kalkulationen von Unternehmen eine große Rolle: Sie ist ein zentraler Konsumentenkreis.
Es ist mithin nicht nur notwendig, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Darüber hinaus müssen Wirtschafts- und Finanzpolitiker stärker darauf achten, dass Maß und Mitte nicht verloren gehen - auch in Deutschland.
Uwe Westdörp
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