Neue OZ: Kommentar zu Geschichte
Unesco
Welterbe
Osnabrück (ots)
Aufgeklärt
Die zwei neuen rein deutschen Dokumente bezeugen frühe und überraschend aufgeklärte Kenntnisstände der Menschheit. Schon daher sind sie es wert, ins Welterbe aufgenommen worden zu sein. Die Himmelsscheibe von Nebra ist nicht nur eine Bronzescheibe mit eingearbeiteten goldenen Darstellungen. Sondern sie offenbart erstaunlich genaues Wissen der Bronzezeit über den Stand der Himmelsgestirne im Jahreslauf. Ein Wissen, das es im Zuge der Christianisierung schwerer hatte, wie der Kopernikus-Streit im 16. Jh. um ein heliozentrisches Weltbild zeigt.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem zweiten neuen Welterbe-Dokument, dem Lorscher Arzneibuch, verfasst um 795. Ein Einleitungstext dieser ältesten medizinisch-pharmazeutischen Handschrift deutscher Herkunft vermittelt geschickt zwischen christlichem Heilsplan, also göttlich vorgesehener Krankheit, die medizinisches Eingreifen verbietet, sowie heidnischem medizinischen Wissen der Antike. Ziel des Vorworts war es, ärztliches Handeln zu legitimieren. So viel früher Mut zu säkularer Mündigkeit fasziniert in beiden Fällen.
Christine Adam
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