Neue OZ: Kommentar zu Deutschland
Russland
Beutekunst
Osnabrück (ots)
Angst vor Widerspruch
Welch großer Unterschied zwischen den deutsch-amerikanischen und den deutsch-russischen Beziehungen: Barack Obamas Besuch in Berlin verlief am Mittwoch herzlich, obwohl die Bundesregierung auch Kritik an der US-Politik äußerte.
Dagegen kam es gestern schon vor Angela Merkels Reise nach St. Petersburg zu diplomatischen Turbulenzen. Selbst das Grußwort der Kanzlerin zur spektakulären Bronzezeit-Ausstellung wäre der russischen Seite beinahe zu viel gewesen. Eiszeit statt Bronzezeit.
Zweifellos sind die von sowjetischen Soldaten verschleppten Kulturgüter ein hochsensibles Thema. Die Deutschen pochen mit Verweis auf das Völkerrecht auf Rückgabe, die russische Regierung sieht die Schätze als Entschädigung für die im Weltkrieg zugefügten Wunden an. Doch diese unvereinbaren Ansichten zur sogenannten Beutekunst sind längst bekannt. Wenn Merkel die deutsche Position bekräftigt, dürfte das keine Auswirkungen haben.
Aber wenn es um Widerspruch geht, verhält sich Wladimir Putin oft dünnhäutig - nicht allein in der Kulturpolitik. Hart ist er gegen Regierungsgegner und die Konrad-Adenauer-Stiftung vorgegangen, intolerant verhält er sich auch gegenüber Schwulen und Lesben.
Umso besser, dass Putin und Merkel nun doch noch gemeinsam die Beutekunst-Ausstellung eröffnet haben. Und das nicht allein aus kulturpolitischem Interesse. Deutschland wie Russland profitieren von vertrauensvoller Zusammenarbeit.
Christof Haverkamp
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