Neue OZ: Kommentar zu Italien/Silvio Berlusconi
Osnabrück (ots)
Die späte Rache des Silvio B.
Das Urteil gegen Silvio Berlusconi ließ seine Gegner jubeln und seine Anhänger fluchen. Dabei wurde die spannendste Frage noch gar nicht beantwortet: Darf der "Cavaliere" weiter Politik machen? Von der Antwort hängt viel ab - nicht nur für Italien.
Erst vor wenigen Monaten haben sich Berlusconis "Volk der Freiheit" und Enrico Lettas "Demokratische Partei" zusammengerauft, um das Land aus der Krise zu führen. Weit sind sie damit noch nicht gekommen. Die Arbeitslosenquote verharrt bei rund zwölf Prozent, die Schuldenquote von 127 Prozent der Wirtschaftsleistung kennt nur eine Richtung - aufwärts.
Brummt das Berufungsgericht Berlusconi ein Politikverbot auf, könnte das die Große Koalition zum Platzen bringen. Obwohl Italien für instabile Regierungen bekannt ist, kann sich das Land eine Hängepartie dieses Mal noch weniger leisten. Die Investoren würden die Zinsen für Staatsanleihen wie Daumenschrauben anziehen - letzter Ausweg Rettungsschirm. Nach Spanien wäre Italien das zweite wirtschaftliche Schwergewicht, das die Fonds der Euro-Länder anzapfen müsste und diese so an ihre Grenzen führen könnte. Das wäre die späte Rache des Silvio B. an Europa.
Ein Schreckensszenario, das nicht wahr werden muss, aber der Politik in Rom bewusst sein sollte. Das politische Aus des "Cavaliere" wäre für Italien ein Segen, ist aber mit Unwägbarkeiten verknüpft. Bleibt nur zu hoffen, dass Letta für alle Fälle vorgesorgt hat.
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