Neue OZ: Kommentar zu Fazil Say
Osnabrück (ots)
Ein wichtiges Zeichen
Mit seiner Forderung nach gegenseitiger Toleranz setzt der türkische Musiker Fazil Say ein wichtiges Zeichen: Der Bürgerrechtler hat verstanden, dass die Unruhen in dem Land auf einen Grundkonflikt zwischen den alten kemalistisch geprägten Eliten und der fromm-muslimischen Bevölkerung zurückzuführen sind: Denn lange, viel zu lange haben die Kemalisten, die sich dem Laizismus des Republikgründers Atatürk verpflichtet fühlen, auf diese Menschen herabgeblickt. Unterstützung gab es für diese meist im Osten des Landes in großer Not lebenden Menschen nicht.
Erst als im Jahr 2003 der religiös-konservative AKP-Politiker Recep Tayyip Erdogan Ministerpräsident wird, verbessert sich ihre Lage. Die alten Eliten dagegen verlieren ihre Pfründe und Privilegien. Umverteilungsprozesse wie diese führen immer zu gefährlichen Spannungen zwischen den beteiligten Bevölkerungsgruppen. Gewaltfrei bleiben sie nur, wenn es gelingt, zwischen ihnen ein Klima von Toleranz und gegenseitigem Respekt aufzubauen. Say hat das erkannt. Erdogan dagegen setzt weiter auf den Kampf gegen die anderen - mit unabsehbaren Folgen.
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